Entscheidungshilfe Büroeinrichtung

 

Individuelle Büromöbel versus konfektionierte Büromöbel

 

Jeder Selbstständige, der sein Büro, Praxis oder Kanzlei renovieren oder den Schritt der eigenen Gründung wagen möchte, sieht sich mit der Frage konfrontiert, welche Möbel er für sein Unternehmen einsetzen soll. Eine Entscheidungshilfe gibt Ihnen der folgende Bericht. Die wichtigsten Vor- und Nachteile von individuelle Maßmöbel, konfektionierte Büromöbel und sogar Systemmöbel sollen so eine Entscheidung leichter machen. 

Wie werden Räume dargestellt?

 

Vor dem Kauf werden Sie sich mit der Darstellungsweise der Entwürfe für Ihre neuen Räumen beschäftigen müssen. Die beste Art und Weise Räume zu präsentieren ist die Darstellung durch CAD Programme. CAD Programme erstellen fotorealistische Bilder in einem dreidimensionalen Maßstab. Diese Bilder nennt man Visualisierungen oder Renderings. Dazu muss man dem Planer die genauen Raummaße zur Verfügung stellen oder der Planer muss, am besten selbst, ausmessen. In Zuge dessen kann dieser sich einen Eindruck von den Räumlichkeiten machen. Diese Vorarbeit lohnt sich in jedem Fall, weil nur so die genauen Positionen von Fenstern, Türen, Pfeilern, Säulen, Dachschrägen und Möbeln  beachtet und eingeplant werden können. Durchgangssituationen, Raumwirkung oder Lichtverhältnisse und Lichteinfall sowie Farben, aber vor allem die Größenverhältnisse, also Proportionen vom Möbelstück zum Raum können so sogar perfekt dargestellt und optimiert werden. Durch die genaue Berücksichtigung aller Raumkomponenten lassen sich schwerwiegende Fehler vermeiden. Fachlich nicht versierte Kunden bekommen durch Visualisierungen eine bessere Vorstellung von der geplanten Praxis.

Egal für welche Möbelvariante Sie sich letztendlich entscheiden, Sie sollten auf jeden Fall Ihren Käufe nur dort tätigen wo Ihnen vernünftige maßstabstreue Entwürfe in digitaler Form oder ausgedruckt ausgehändigt werden. Jeder ernst zu profesionelle Büroeinrichter/in, Innenarchitekt/in oder Architekt/in sollte dieses Minimum an Qualität erfüllen. Handzeichnungen in allen Ehren. Diese beanspruchen viel mehr Zeit und es gibt nur eine handvoll Planer, die diese Art der Darstellung maßstabsgetreu beherrschen. Änderungswünsche oder Perspektivwechsel müssen immer wieder neu gezeichnet werden.

 

Konfektionsmöbel:

 

Ready made Furniture. Hierbei handelt es sich um Möbel, die industriell hergestellt werden und in der Regel festgelegte  Maße aufweisen. Wenige Hersteller bieten zudem einige Maßvariationen die Breite und Höhe betreffen, sehr selten verschiedene Tiefen. Die Farbauswahl ist oft recht begrenzt und beschränkt sich oft auf ein Dutzend RAL-Töne aus dem primären Farbbereich. Diese Möbel bestehen aus einem einzigen Material wie z.B. MDF Kern, Kunststoff- oder Lackbeschichtung. Ein ebenso beliebtes Material ist Stahl. Stahl lässt sich lackieren oder pulverbeschichten. Bei der Pulverbeschichtung wird die Oberfläche auf dem Stahl eingebrannt. Einige wenige Hersteller bieten kleine Materialkombinationen mit Glas, Holz, Metall oder Stoff bezogen an. Konfektionsmöbel eignen sich am besten für großzügige Räume, da diese keinen besonderen Bezug zum Raum erfüllen. Schauen Sie sich die Webseiten der vielen  Hersteller an, Sie werden feststellen dass die Referenzfotos in lichtdurchfluteten loftartigen Räumen geschossen werden. Konfektionsmöbel gelten in der Einrichtungsbranche meist als die günstigere Variante. Ausnahmen gibt es natürlich. Designklassiker sind ebenso konfektionierte Möbel und die Farb- und Materialwahl ist meistens gar nicht vorhanden. Auch gibt es hier noch seltener Maßvariationen. Designklassiker sind eher im  hochpreisigen Segment anzutreffen. In diesem Fall liegt der Mehrwert in der Historie und in dem Design bzw. in der Aussage und Einstellung der Designer und der Hersteller.  Designklassiker ohne industriellen Hintergrund haben denselben Status wie Kunstwerke. Ausgefallene Designklassiker eignen sich daher eher als Einzelstücke, als Statement in einer Nische oder im Vorwartebereich von Behandlungsräumen statt für eine komplette Einrichtung. Bauhausklassiker hingegen, sind wegen ihrer zeitlosen Erscheinung  und Massenherstellung für komplette Praxiseinrichtungen bestens geeignet.

 

 

Systemmöbel:

 

Auch bekannt als Modulsysteme oder Baukastenmöbel. Diese Möbel stehen in der individuellen Schnittstelle zwischen Konfektionsmöbel und Maßmöbel. Auch Systemmöbel sind industrieller Natur. Diese sind kubisch geformt und gradlinig. Systemmöbel sind modular gebaut, was bedeutet, dass man diese in festgelegten Abständen problemlos erweitern kann. Mit ihnen erreicht man eine große Funktionsvielfalt. Die Inneneinteilung der Fächer ist meistens ebenso modular aufgebaut. So können Sie zwischen Schubladen, Auszügen, Tabelaren, Böden,  Hängeregiestaturen und verschiedenste Türarten wählen. Mit ihnen kann man den Arbeitsplatz funktioneller und individueller gestalten als mit Konfektionsmöbeln. Zugleich gewährleisten Systemmöbel eine durchgehende optische Linie auch wenn das Büro erweitert wird. Vorausgesetzt man wählt eine bekannte  Systemmöbelmarke von der man ausgehen kann, dass diese in den nächsten Jahren existiert.

Die Farb- und Materialauswahl ist der der Konfektionsmöbel vergleichbar gering gehalten.

Auch die Systemmöbel sind für große rechtwinklige Räume am besten geeignet und auch in diesem Bereich gibt es Möbel, die den Designklassiker Status erreicht haben.

 

 

Ergonomie

 

Hersteller von Konfektions- und Systemmöbel richten sich in der Ergonomie nach DIN-Normen. Der Bevölkerungsdurchschnitt ist in den letzten Generationen immer größer geworden. Die DIN-Maße wurden aber nicht in selber Geschwindigkeit angepasst. Pauschale Höhenvorgaben sind nicht nur für jeden sinnvoll, man kann auch sagen, dass sie schlichtweg falsch und auf Dauer gesehen sogar gesundheitsgefährdend sind. Es sollte jedem klar sein, dass dieselbe Tischhöhe unmöglich einem 1,90  großen und einem 1,60 kleinen Menschen gerecht werden kann. Die Höhe des Empfangstisches, also die Seite an der die Empfangperson sitzt, sollte sich nach der Person richten, die diesen Platz stundenlang besetzt. Die Basis für die richtige Tischhöhe ist die richtige Sitzhöhe.

 

-Wenn man während des Sitzens die Füße, also die Solen, ganz auf dem Boden stehen und die Beine angewinkelt 90 bis 100 Grad am Kniegelenk ergeben, haben Sie die richtige Sitzposition erreicht.

- Wenn die Unterarme waagerecht zur Tischplattenoberfläche liegen hat man die optimale Tischhöhe erreicht. Einen 90 Grad Winkel sollte das Ellenbogengelenk auf dem Tisch betragen. Aber nie unter 90 Grad, dann ist der Tisch zu hoch, auch nie über 95 Grad, dann ist der Tisch zu niedrig.

 

Die Breite des Tisches sollte mindesten 120 cm  betragen. Komfortabel wird es ab einer Breite von 160 cm. 80 cm Tiefe sollte man in allen Fällen einhalten. Der Bildschirmabstand sollte mindestens 45cm betragen. In der Gebrauchsanweisung des Monitors finden Sie den von Hersteller empfohlenen Abstand da dieser sich natürlich nach der Größe des Bildschirmes richtet.

 

 

Maßmöbel:

 

Auch individuelle Büromöbel oder Passmöbel genannt, sind Möbel, die maßgenau gefertigt sind. Maßmöbel werden vor der Fertigung auf das Wunschmaß geplant. Nischen oder Winkel unter Dachschrägen können so z. B. in wertvollen Stauraum gewandelt werden. In Situationen in denen Räume ungünstig geschnitten sind oder Säulen und Stützen im Wege stehen, wie z.B. im Bereich Altbau oft anzutreffen, können Konfektions- und Systemmöbel nur unbefriedigende Lösungen bieten. Hier spielen die perfekt eingeplanten, auf den Millimeter maßgefertigten Möbel ihre einzigartigen Qualitäten aus. Verwinkelte, asymmetrische Grundrisse die abgehackt oder gestuft wirken, können durch lineare Tür- und Blendfronten zur Ruhe kommen. Dies suggeriert dem Patienten Struktur, Orientierung und Harmonie, dem Mitarbeiter bietet es außerdem eine Arbeitserleichterung bei Reinigungsarbeiten. Die Wirkung eines Möbels, das vom Boden zur Decke oder von Wand zu Wand steht, ist ein von Vollständigkeit und Überzeugung geprägtes Möbel. Dies spiegelt Ihre  Behandlungsphilosophie positiv wider. Einen weiteren Vorteil sehe ich in der Material- und Farbvielfalt. Da Maßmöbel speziell geplant werden ist die Farbwahl fast unendlich. Hier können Sie zwischen RAL, NCS oder Pantone Farbsysteme wählen. Weit über 1000 Farben stehen einem Planer zu Verfügung. Dies ist wichtig wenn Ihre Corporate Identity mit in das Raumkonzept einfließen soll, also ein Corporate Design Entwurf entstehen oder erweitert werden soll. Dann spielen die genauen CI- Farben eine sehr wichtige Rolle. Hier gilt es, die richtige Nuance zu treffen. Schnell werden 50 ähnliche Farben aussortiert bis die richtige gefunden wird. Kinderzahnärzte sind auf farbpsychologische und formpsychologische Aspekte angewiesen. Gleiches gilt für Ärzte, die Angstpatienten oder geistig behinderte Menschen behandeln. Die Farbauswahl von Konfektions- und Systemmöbeln ist so stark einschränkt, dass es unmöglich ist mit einem Dutzend Primärfarben farbpsychologisch zu arbeiten. Weiter geht es mit der Oberflächenbeschaffenheit. Von matten über hochglänzende bis strukturierte Oberflächen kann man die Raumwirkung beeinflussen und z.B. kleine Räume durch Spiegelungen und helle Farben optisch größer wirken lassen.

Die Materialauswahl und Kombinationsmöglichkeiten sind ebenso unendlich. Eine Aufzählung wird hier bewusst nicht erwähnt, da dies das restliche Magazin einnehmen würde. Wichtig zu erkennen  ist, dass durch den individuellen Ausbau mit Maßmöbeln ganz klare Differenzierungsmerkmale zu Wettbewerbern ausgearbeitet werden können und in den heutigen Zeiten auch ausgearbeitet werden müssen. Die Vermittlung von Unternehmenswerten lassen sich über Materialien gut kommunizieren bzw. unterstützen. Vorausgesetzt man legt auf solche Aspekte Wert und man erkennt den Zeitgeist.

Organische Formen, ganzheitliche Einrichtung und die Wirkung und Aussage

 

Das Thema Formensprache haben wir bisher keiner großen Beachtung geschenkt, da wir bisher feststellen konnten, dass Konfektions- und Systemmöbel zu 99% rechtwinkelig geformt sind. Sehr wenige Hersteller bieten organisch anmutende Konfektionsmöbel an. Meist ist dieses Programm auf wenige Teile beschränkt und demnach nicht für eine komplette Praxiseinrichtung, wie aus einem Guss, gedacht. Wenn Sie aber bloß den Empfangsraum renovieren wollen kann dieses Programm völlig ausreichen. Die Frage die sich stellt ist, ob der Rest der Räume, wie Wartebereich, Behandlungsräume etc. nicht ebenso eine Einheit bilden sollten. Ein Empfangstresen ist das, was ein Patient als erstes sieht und demnach steht der Tresen als Repräsentant für ein Praxisunternehmen. Aber im Wartebereich finden die Patienten Zeit sich richtig um zu schauen. Hier kann sich der erste Eindruck manifestiert werden oder in Widerspruch geraten. Wenn die Praxis individuell und ganzheitlich gestaltet wird, wirkt das gesamte Praxisunternehmen durchdacht, glaubwürdig, konsequent und strukturiert. Die Behandlung selbst wird als individuell und professionell betrachtet. Die Parallelen zwischen der Praxiseinrichtung und der Leistung des Arztes werden vom Patienten genauer unter die Lupe genommen. Ein Urteil über das Unternehmen wird vom Patienten vor der Behandlung intuitiv getroffen. Letztendlich stärkt die durchgehende optische Linie, durch Maßmöbel, das Vertrauen dem Arzt gegenüber und seine Leistung wird gleichwertig eingeschätzt.

Aus dem Neuromarketing wird dieser Effekt bestätigt. Neueste Erkenntnisse zeigen, dass Menschen ihre Entscheidungen bis zu 80% intuitiv treffen. Entscheidungen und Einstellungen werden, ohne dass man sich wirklich objektiv damit beschäftigt hat, getroffen. Rückschlüsse auf Ihre Leistung können schon bei der Betrachtung des Eingangsschildes getroffen werden. Wenn Sie sich entschließen, der Praxis eine besondere, wieder erkennbare Form zu geben, gibt es eigentlich kein Möbel, welches nicht in das Einrichtungskonzept passend geplant werden kann. Daher ist es wichtig, sich für eine Formensprache zu entscheiden und diese konsequent fortzuführen. Für welche Form Sie sich entscheiden richtet sich nach dem Klientel, welches Sie ansprechen wollen und natürlich nach dem persönlichen Gusto und dem des Praxisteams. Schließlich müssen Sie sich alle mit Ihrem neuen Interieur identifizieren und dessen Aussage vorleben. Sie entscheiden wie weit man gehen darf. Ihr Planer berät Sie wie weit man gehen muss, um Glaubwürdigkeit und Kontinuität auszustrahlen.

Im heiß umkämpften Markt gilt es, Wiedererkennungs- und Alleinstellungsmerkmale auszuarbeiten. Formen sind, ebenso wie Farben, sehr gute Wiedererkennungsbotschafter. So ist es durch Studien nachgewiesen, dass Formen und Farben die Aufmerksamkeit stärker erregen und demnach im Gedächtnis besser und länger haften bleiben als z.B. Wortketten. Ein Einrichtungskonzept welches alle Faktoren der Selbstdarstellung beinhaltet, wie CI-Konzept, Geschäftspapiere, Eingangsschilder, Webpräsenz, Interieur u.s.w., schafft klare Wiedererkennung, Profilierung und Differenzierung.

Das Praxisunternehmen als Marke erlebbar machen wirkt sich außerdem im Recruitment-Markt positiv aus. Ein professionelles, bekanntes Unternehmen zieht die richtigen Mitarbeiter an und hält vorhandene Mitarbeiter. Von Ihren Leistungen überzeugte, emanzipierte und loyale Mitarbeiter sind das Ergebnis. Es kommen viele, meiner Meinung nach in der Vergangenheit stark vernachlässigte, Aufgaben auf Praxisinhaber zu. In diesen temporär guten Zeiten werden sich Patienten und Mitarbeiter neu orientieren. Wer nicht zeitgemäß handelt und allen Mehrwert und Identitätszugehörigkeit bietet kann daher untergehen.

 

Zurück zu unseren Formen. Als Abschluss möchte ich noch Folgendes erwähnen. Es ist wieder durch zahlreiche Studien belegt, dass organische Formen, durch den Fluss den sie erzeugen, Angstpatienten zugute kommen und eine beruhigende Wirkung haben. Meine persönliche Meinung ist, dass man sich nicht auf die Behandlung von Angstpatienten oder Kinder spezialisieren muss, um solche Aspekte, die Harmonie und Wohlgefühl ausstrahlen, zu beachten. Auch normalen Patienten, Kunden, Mitarbeitern und einem selbst kommen farb- und formpsychologische Gesichtspunkte stets positiv entgegen. Genau das ist es, was Mehrwert und Differenzierung zu Wettbewerbern ausmacht. Dies können wir gemeinsam erreichen.

 

Dieser Text ist in der ZWP Designpreisausgabe 5/2011 erschienen.

 

 

 

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