Die Harmonische Farbgestaltung nach dem Lehrbuch


Auch für Gestalter ist es nicht immer einfach, Farben zu finden, die ein harmonisches Bild ergeben. Wählt man zu wenige Farben kann es langweilig wirken, dies kann aber auch bewusst das Einrichtungsziel sein, da es beruhigend wirken kann. Wählt man zu viele Farben, kann es unruhig und überladen wirken. Auf der anderen Seite kann es aber auch ein Ausdruck von Kreativität und Lebensfreude sein. In der Innenarchitektur gibt es für die Farbharmonie klare Regeln. Für die Entscheidung ist es erst einmal wichtig zu wissen, wie die Räume geschnitten sind, wie das Licht einfällt, ob überhaupt genug Tageslicht vorhanden ist. Letztlich spielt die Marketingstrategie ebenso eine wichtige Rolle wie auf welchem Gebiet sich der Arzt spezialisiert hat und welches Klientel angesprochen wird. Erst dann weiß man, ob ein kontrastreiches oder ein  übersichtliches, beruhigendes Umfeld Sinn macht. Einen kleinen Leitfaden für Selbermacher möchte ich Ihnen aber dennoch vorstellen:

 

Kontraste


Die gesunde Mischung von kühlen und gegensätzlichen warmen Farben ergibt einen gesunden, anregenden Kontrast. Kühle Farben weichen optisch zurück, warme Farben treten vor, sind prägnant und sollten daher wohldosiert eingesetzt werden. Kühle Farben eigenen sich am besten für Wände oder nur eine Wand, abhängig von der Raumgröße. Warme Farbtöne haben Vortritt und kommen bei schönen Design- und Dekoelementen oder Kunst bestens zur Geltung. Die Farbgestaltung nach dem Komplementär-Farb-Prinzip dient als gutes Beispiel wenn man Kontraste im Raumkonzept mag. Kontrastreiche Gestaltung ist anregend und vital, kann aber bei Übertreibung zur Reizüberflutung und Unruhe tendieren.

 

Gute Nachbarn


Ebenso gut harmonisieren Farben, die im Farbkreis benachbart sind wie z.B. Rot-Rotorange-Orange. Diese Farben harmonisieren gut, weil sie zur selben Farbfamilie gehören. Beim genannten Beispiel handelt es sich um die warme Farbfamilie. Grün-Blaugrün-Blau würde der kalten Farbfamilie angehören. Ausgewogener wäre die Schnittstelle zwischen kalten und warmen Tönen. Wie Gelb, Gelbgrün, Grün. Bei Gelbgrün kann man sich streiten ob es warm oder kalt empfunden wird. Auf jeden Fall gehört es zu den warmen Grüntönen.  Diese Art der Farbgestaltung richtet sich nach den spezifischen Gegebenheiten eines Raumes.

 

Monochrome Gestaltung


Eine Farbgestaltung die sich nach einem Farbschema orientiert, nennt man Ton in Ton oder monochrome Farbgestaltung. Dabei spielt man mit den Nuancen einer Farbfamilie. In der Natur taucht dieses Phänomen jährlich bei den Blättern im Wald auf. Da mischen sich verschiede Nuancen der Grüntöne miteinander. Zum Herbst zeigen sich die Blätter kurzzeitig in den vielfältigsten Orangetönen. Später in verschiedenen Gelbtöne, bis es dann im Braunbereich der Erde endet. Nicht der Zyklus sondern die einzelnen Zustände dieses Phänomens bezeichnet man als monochrom, eine Farbe in verschieden Dunkel-Hell-Abstufungen. Die hellen Töne eignen sich für lichtreflektierende Flächen wie Wände oder große Möbelelemente am besten. Die dunklen Töne eignen sich für den Boden oder Accessoires, die sich abheben wollen. Die Decke sollte immer den hellsten Ton oder am besten weiß gestrichen werden.

 

Sättigung


Die Sättigung bezeichnet die Reinheit des Farbtons. Je reiner oder satter eine Farbe ist, umso intensiver wirkt sich diese aus. Eine geringe Sättigung haben Farben, die gestreckt bzw. gedämpft werden. Mischt man Weiß zu einer reinen Farbe dazu, verliert diese an Intensität, gleichzeitig wird durch den höheren Weißanteil mehr Licht reflektiert. Bei kleineren Räumen ist dies sehr zu empfehlen.

 

Muster


Muster können die monotonsten Farbgestaltungen sowie langweilige Raumstrukturen brechen und Dynamik und sogar Leben in starre Raumlandschaften bringen. Vertikale Wandmuster lassen einen Raum höher erscheinen, bewirken aber ebenso, dass Wände schmaler aussehen. Horizontale Muster strecken einen Raum, machen ihn aber gleichzeitig niedriger. Einige Muster erzeugen sogar visuelle Illusionen und suggerieren Tiefenwirkungen. Einen praktischen Nutzen haben Muster, da sich weniger Gebrauchsspuren zeigen. Trotzdem plädiere ich zur Sparsamkeit, denn auch wenn die monochrome Farbgestaltung im Vordergrund steht können zu viel Muster zur unnötigen Unruhe führen. Sie ziehen die Blicke auf sich. Je abstrakter, kräftiger oder bunter, desto mehr werden sie zu Blickmagneten.

Die Beschaffenheit der Oberflächen hat einen großen Einfluss auf die Farbwirkung. Als Beispiel: Smaragdgrün in der Wandfarbe, auf Seide, Leinen oder Hochglanzlack einer Möbeloberfläche. Die matte Wandfarbe absorbiert das Licht und lässt die Farbe völlig belanglos aussehen. Die Seide reflektiert die Farbe zum Teil und lässt diese lebendig und körperhaft aussehen. Auf Leinen scheint diese langweilig und billig, weil das Licht sehr stark  absorbiert wird. Auf der Hochglanzoberfläche des Möbels wirkt diese wertig und prägnant weil das Licht reflektiert wird. Die Wirkung hängt von der Oberfläche ab und sollte berücksichtigt werden.

Licht


Kaum ein Bereich erfordert solch komplexe Lichtlösungen wie Gesundheit und Pflege, gilt es doch hier, für die verschiedensten Anforderungen optimale Bedingungen zu schaffen. Ärzte und Pflegepersonal benötigen unterschiedliche Lichtsituationen, um qualifiziert arbeiten zu können. Für die Patienten wird eine möglichst angenehme Atmosphäre angestrebt und Heilungsprozesse können durch gezielten Lichteinsatz wirkungsvoll unterstützt werden.

Solche Anforderungen hat sich das Unternehmen Zumtobel zur Aufgabe gemacht. Denn nicht nur Farbe, sondern auch Licht ruft Stimmungen und Emotionen hervor, es beeinflusst nachweislich den circadianen Rhythmus, den Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen und hat sogar therapeutische Wirkung. Eine speziell auf die vielen Anforderungen im medizinischen Alltag ausgerichtete Lichtplanung ist für innovative Klinik- und Praxiskonzepte unverzichtbar. Dass nicht nur Privatkliniken der Schönheitsmedizin, Laser- oder Zahnbehandlung dies schon erfolgreich können, sondern auch öffentliche Träger zum Umdenken in der Lage sein müssen, zeigt die aktuelle Studie, die das Kompetenzzentrum Licht über einen Zeitraum von 15 Monaten in der Demenzabteilung des Pflegeheims St. Katharina in Wien durchführte.

Diesen Fragen ging die Studie auf den Grund:

 

Führt besseres Licht zu mehr Lebensqualität?

 

Bewirkt ein höherer und dynamisch geregelter Lichteintrag bei älteren Menschen eine Steigerung des Wohlbefindens und der sozialen Aktivität?

 

Die Lebensqualität des Menschen hängt im starken Maß auch von der visuellen Fähigkeit ab. Im Alter steigt der Lichtbedarf drastisch an. Die Wahrnehmung zwischen älteren und jüngeren Menschen unterscheidet sich darin, dass das Auge bei älteren Menschen weniger lichtdurchlässig, dafür aber blendempfindlicher wird. Sie bekommen im Grunde genommen weniger Licht ins Auge. Licht ist nicht nur für die Wahrnehmung wesentlich, es besitzt auch eine biologische Komponente. So beeinflusst Licht über Rezeptoren auf der Netzhaut den circadianen Rhythmus des Menschen. Ausreichendes Tageslicht unterdrückt die Melatoninproduktion. Bei Nacht erzeugt das Hormon Melatonin die Müdigkeit. Zu geringe Lichtmengen am Tag können zu einer Störung dieses Kreislaufs führen und so Schlafstörungen und depressiven Verstimmungen verursachen. Gerade an Orten an dem wenig oder gar kein Tageslicht verfügbar ist, sollte über Lösungen nachgedacht werden, um dieses Defizit auszugleichen. Dies kommt in Krankenhäusern und Altenpflegebereichen vor allem zu tragen, wenn Patienten oft weniger mobil sind und wenig Licht- und Tageslichtexposition erfahren.


Doch welche weiteren Faktoren können durch Licht positiv beeinflusst werden? Bei dieser Studie wurden verschiedene dynamische Lichtszenarien während des Tages untersucht. Mit dem Hauptergebnis: Licht in hohen Mengen kann den circadianen Rhythmus von älteren Menschen, insbesondere pflegebedürftigen Personen, die keinen regelmäßigen Zugang zu natürlichem Tageslicht haben, verbessern.


Die Studie hatte vor allem das Ziel, zu prüfen welche Faktoren, Beleuchtungsstärke oder spektrale Zusammensetzung des Lichtes sowie dessen zeitliche Veränderung über den Tag sich wie auswirken. Wenn nun aufgrund einer entsprechenden Beleuchtung die Produktion des Melatonins tagsüber unterdrückt wird, besteht einerseits die Chance auf verbesserten Nachtschlaf und andererseits auf eine Aktivierung im Tagesablauf, die die Bereitschaft und Motivation zur Teilnahme an sozialen und hauswirtschaftlichen Tätigkeiten erhöhen sollte. Die vom Pflegekonzept intendierte Aktivierung der Ressourcen der Bewohner sollte damit erleichtert werden. Mit einer Stabilisierung des circadianen Rhythmus soll daher eine Positivspirale initiiert werden, in der über einen erholsamen Schlaf in der Nacht und die Aktivierung am Tage die kognitive Orientiertheit verbessert, die emotionale Befindlichkeit positiv beeinflusst und damit insgesamt das Wohlbefinden der Bewohner gefördert werden soll.


Aufgrund der Notwendigkeit einer Grundsanierung ergab sich im Altenheim St. Katharina die Möglichkeit, auf der neu eingerichteten Demenzstation eine entsprechende Beleuchtungsanlage, Lichtdecken mit unterschiedlichen Lichtsituationen, zu installieren und die Wirkungen auf die Bewohner zu untersuchen. Um eine biologische Wirkung von Licht auch im Innenraum zu gewährleisten war es notwendig, dass die Beleuchtung sich dem Tageslicht annähert.


Eine Lichtdecke wurde mit Leuchtstofflampen in mehreren Farbtemperaturen bestückt, so dass in einem weiten Bereich die Farbtemperatur und die Beleuchtungsstärke eingestellt und auch dynamisch gesteuert werden können. Unter anderem kam die SKYWHITE Leuchtstofflampe mit 8000 Kelvin Farbtemperatur von Osram zum Einsatz. Die Bewohner waren Hochbetagte mit einem Durchschnittsalter von über 88 Jahren, überwiegend weiblich, alle mit einer Berufsausbildung. Alle Bewohner wiesen eine Demenz auf, die eine selbständige Lebensführung nicht möglich machte (Alzheimer-Demenz, vaskuläre Demenz, Demenz als Sekundärsymptomatik).

Das Ergebnis:

 

Die Bewohner kommunizieren intensiver mit dem Pflegepersonal, dies besonders am Nachmittag.

Bei allen drei Lichtsituationen ist eine Zunahme der Kommunikation festgestellt worden.

Die Bewohner beteiligen sich häufiger – besonders bei den biologisch wirksamen Lichteinstellungen – an hauswirtschaftlichen Aktivitäten wie Kuchen backen, Essensvorbereitungen und ähnlichem.

Soziale Aktivitäten wie Basteln, Singen usw.  werden vermehrt  bei Lichtsituationen mit hohen Beleuchtungsstärken besucht.

 

Die bessere Kommunikation am Tag führt in den Beobachtungen auf geringere Unruhe in der Nacht. Das Schlafverhalten anhand der Bewegungen im Bett kann Aufschluss auf verbessertes Wach-Schlaf-Verhalten geben. Der verbesserte Schlaf kann zu einer geringerer Belastung des Pflegepersonals führen. Vergleicht man die höheren Kosten für die Beleuchtungsanlage mit dem Mehrwert an Lebensqualität für die älteren Personen, so wird die Investition von (auf zehn Jahre gerechnet) 1,45 € pro Bewohner und Tag, schnell relativiert.


Dieses Beispiel zeigt, wie der Einsatz von Licht die Lebensqualität erheblich steigern kann. Auch in einer Praxis gibt es Bereiche, die eine spezifische Lichtplanung benötigen. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Licht die Produktivität und das Wohlbefinden am Arbeitsplatz positiv beeinflussen können. Die dynamische Lichtführung, die dem natürlichen Tageslichtverlauf nachempfunden ist, steigert das Wohlbefinden und minimiert die Krankheitstage der Praxisangestellte. Die Leistungsfähigkeit, Bereitschaft und  die Identität zum Praxisunternehmen steigt. Die moderne LED-Technologie verzeichnet zudem sehr gute Effizienzwerte und spart somit bares Geld. Sogar Gebäudeinhaber profitieren von der effizienten Lichtplanung. Energie wird immer teurer werden. Um eine Praxis gewinnbringend führen zu können, sehen sich manche Praxisinhaber gezwungen, in kleinere Räumlichkeiten umzuziehen. Die LED Technologie ist eine einfache Möglichkeit um die Farbgestaltung und die Lichtqualität in modernen Praxen zu gestalten. Mittels einer Steuerung lassen sich alle Farben mischen und gezielt einsetzten. Bei Bedarf befinden sich vorprogrammierte Szenarien wie gedämpftes, szenisches oder klar funktionelles Licht im Repertoire. Im Wartebereich m.E. die beste Lösung, um Atmosphäre zu schaffen. Kosteneinsparung und Qualitätsoffensive, diesem ökonomischen Widerspruch sehen sich die Leistungsbringer im Gesundheitswesen derzeit ausgesetzt. Verpassen Sie nicht den Anschluss und bieten Sie Mehrwert.


Fazit:


Nach meiner Erfahrung haben einige Praxisinhaber regelrecht Angst davor, sich zu Farben zu bekennen oder es mangelt an dem nötigen Vertrauen zum Gestalter. Ich plädiere aber darauf, sich zu Farben zu bekennen um Identität zu schaffen und sich vom Mitbewerber abzusetzen. Farbe ist ein günstiges und wirksames Gestaltungsmittel. Eine Wandgestaltung ist keine Lebensentscheidung. Farben vermeiden, bedeutet Emotionen vermeiden.

 

Quellen:


Leitfaden der Bundeszahnärztekammer: Psychosomatik in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde


Zumtobel Lighting GmbH - Lichtlösungen für Gesundheit und Pflege
www.zumtobel.com

 

Farbpsychologie in der Praxis. Für die Unterstützung, vielen Dank.

 


Leitfaden der Bundeszahnärztekammer: Psychosomatik in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
Dieser Leitfaden ist Bestandteil des Berichts "Licht, Farbe und Wirkung". Licht und Farbpsychologie in der Praxis.
leitfaden_psychosomatik.pdf
PDF-Dokument [1.6 MB]

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